Letzte Woche, bei meinen Hausbesuchen als Hausarzt war ich wieder bei einer Patientin, Anfang 70 mit einer fortschreitenden neurologischen Erkrankung. Ich verstehe das von ihr mitgeteilte Leid jedes Mal, schaue dass ich in meiner Aufgabe als Arzt alles mache, was lindern kann. An jenem Tag war wieder all das getan: Anamnese, körperliche Untersuchung, Rezepte ausstellen. Dann merkte etwas in mir, dass ich noch etwas geben kann, nicht als Arzt, aber als Clown oder als beides zugleich.
Ich erspähte ein rotes Thera-Band. Mit den schalkigen Augen des Clowns wurde dieses Band zu Nudelteig. Und da die Patientin eine besondere Liebe zu Italien hegt, wurde das rote Thera-Band zu Linguine, die wir auseinander zogen und fröhlich schnalzen ließen.
Verzückt von diesem Erlebnis gingen mein innerer Arzt und mein innerer Clown Hand in Hand zu nächsten Patientin. Wie im Nu bot sich die nächste Einlage: Die Patientin meinte: "Herr Doktor auf meinem Rezept für meine Kompo.., Kompo.., Kompositionsstrümpfe müssen Sie etwas ausbessern." (In Wahrheit heißt es: Kompressionsstrümpfe). Ich schaute auf das Rezept, konnte die Schrift nicht entziffern, verzog das Gesicht und sage: "Ja, wirklich, da hat jemand anscheinend Kommunismusstrümpfe aufgeschrieben. Sie brauchen doch keine Kommunismusstrümpfe!" Wir brachen beide in schallendes Gelächter aus.
Manchmal ist der Arzt Clown und manchmal der Clown Arzt und manchmal passiert beides zugleich. Auf jeden Fall passen diese beiden seelischen Archetypen glänzend zusammen. Oder sind sie am Ende doch eins?
Euer Alexander
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